Studie identifiziert Hauptrisiken für die Widerstandsfähigkeit landwirtschaftlicher Flächen
02.10.2025 | 14:18 (UTC -3)
Revista Cultivar
Die Bodengesundheit ist zunehmend gefährdet, da konventionelle landwirtschaftliche Praktiken ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen und sozioökonomischen Störungen beeinträchtigen. Eine von Wissenschaftlern des Rothamsted Research Institute geleitete Studie untersuchte wissenschaftliche Erkenntnisse zum Einfluss von Bewirtschaftungstechniken auf die Bodenresilienz.
Der Studie zufolge steigern Praktiken wie häufiges Pflügen, übermäßiger Einsatz von Düngemitteln und intensive Bewässerung zwar kurzfristig die Produktivität, lösen aber Degradationsprozesse aus, die die Fähigkeit des Bodens verringern, sich von extremen Ereignissen wie Dürren, Überschwemmungen und politischen Krisen zu erholen.
Die Produktionsgrundlagen sind gefährdet
Böden sichern 95 % der weltweiten Nahrungsmittelproduktion und speichern mehr Kohlenstoff als alle Wälder zusammen. Doch diese lebenswichtigen Funktionen nehmen ab.
Die Studie zeigt, dass die konventionelle Landwirtschaft sogenannte Rückkopplungsschleifen (natürliche Mechanismen, die das Ökosystem im Gleichgewicht halten) beeinträchtigt. Werden diese Kreisläufe gestört, können sie Kaskadeneffekte auslösen, die zu irreversiblen landwirtschaftlichen Verlusten führen.
Erosion stellt die größte Bedrohung dar. Praktiken wie Abholzung, Überweidung und exzessives Pflügen zerstören den fruchtbaren Mutterboden, dessen Bildung Jahrhunderte dauert. Versalzung in bewässerten Gebieten, Bodenverdichtung durch intensive Weidewirtschaft sowie die Belastung durch Pestizide und Plastikmüll zählen ebenfalls zu den Hauptrisikofaktoren.
Teufelskreise und Verlust der Resilienz
Das Konzept der Bodenresilienz beschreibt die Fähigkeit eines landwirtschaftlichen Systems, Schocks zu absorbieren, ohne zusammenzubrechen. Durch die wiederholte Anwendung intensiver Praktiken geraten Landwirte in positive Rückkopplungsschleifen, die die Fruchtbarkeit verringern und die Abhängigkeit von externen Inputs erhöhen.
Foto: Jack Dykinga
So kann beispielsweise der ständige Einsatz von Stickstoffdüngern den Boden versauern, was einen noch intensiveren Einsatz chemischer Düngemittel erforderlich macht. Dasselbe gilt für ständiges Pflügen, das die Bodenstruktur zerstört und nützliche Organismen wie Regenwürmer und Mykorrhizapilze befällt. Kunststoffe, die als Mulch in der Landwirtschaft verwendet werden, sammeln sich mit der Zeit an und beeinträchtigen die unterirdische Artenvielfalt.
Alternativen und ihre Herausforderungen
Obwohl die Bodenerosion ein wachsendes Problem darstellt, zeigt die Studie Lösungsansätze auf. Praktiken wie pfluglose Landwirtschaft, integrierter Schädlingsschutz, der Einsatz organischer Düngemittel und Fruchtwechsel können die verlorene Widerstandsfähigkeit wiederherstellen. Die Kalkung hat sich als positiv erwiesen, da sie den Säuregehalt des Bodens korrigiert und die Produktivität erhält.
Jede Alternative bringt jedoch Herausforderungen mit sich. So kann beispielsweise der Verzicht auf das Pflügen das Unkrautwachstum fördern. Der Einsatz organischer Düngemittel hängt von der unterschiedlichen Verfügbarkeit und Zusammensetzung ab. Der Erfolg dieser Techniken hängt auch von den örtlichen Bedingungen wie Klima, Bodenbeschaffenheit und dem Zugang zu Technologie ab.
Globales Risiko, lokale Auswirkungen
Der Studie zufolge ist bereits ein Drittel der Böden weltweit degradiert. Besonders besorgniserregend ist die Situation in Regionen mit schnell wachsender Bevölkerung wie Afrika südlich der Sahara, Südamerika und Südostasien, wo der Nahrungsmittelbedarf weiter steigt.
Die Studie betont, dass die Missachtung der Bodenresilienz zu Kipppunkten führen kann, an denen die landwirtschaftliche Produktivität plötzlich und unwiderruflich einbricht. Dieses Szenario hätte nicht nur Auswirkungen auf die Landwirte, sondern auch auf globale Handelsnetzwerke, die politische Stabilität und die Ernährungssicherheit.
Für die Hauptautorin der Studie, die Wissenschaftlerin Alison Carswell von Rothamsted Research, ist der Moment gekommen, eine grundlegende Neubewertung der landwirtschaftlichen Praktiken vorzunehmen.
„Gesunde und widerstandsfähige Böden unterstützen nicht nur die Nahrungsmittelproduktion. Sie sind auch für die Artenvielfalt und die Klimastabilität von entscheidender Bedeutung. Die heutigen Entscheidungen prägen die Fähigkeit der Böden, Leben für die kommenden Jahrzehnte zu erhalten“, erklärt er.
Weitere Informationen unter doi.org/10.1038/s44264-025-00098-6
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